Buenos Aires – die wohl europäischste Stadt in Lateinamerika. Die drittgrößte Argentiniens. Im Großraum von Buenos Aires leben und arbeiten 15 Millionen Menschen. Ein Schmelztiegel zwischen Reich und Arm, gebildet und ungebildet, Melancholie und Megacity-Hektik.
Eine Stadt, wie ein Abbild des ganz alltäglichen Kampfes um ein gutes Leben, Glück und Wohlstand. Zwischen Korruption und Inflation, südamerikanischer Emotionalität und Tristesse, Schönheit und hässlicher Großstadt-Monotonie. Eine Stadt zum Verlieben.
Unser erster Tag in Buenos Aires führte zum Caminito, einer kaum 100 Meter langen Fußgängerzone im Stadtteil La Boca.
Der Caminito folgt dem Verlauf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke, die 1920 eingestellt wurde. An einigen Stellen ist sie aber noch sichtbar.
Die Straße wurde danach zu einer Art Müllhalde, bis sich die Nachbarschaft entschloss, die Häuser aus Holz und Zinkblech wieder herzurichten. Federführend war der Maler Benito Quinquela Martín, dessen Liebe zu bunten Farben das Gesicht dieser Straße geprägt hat.
Nationale und internationale Künstler stellen hier aus, an jeder Ecke hört man Tango-Klänge und sieht Menschen tanzen. Juan de Dios Filiberto wurde durch diesen Stadtteil inspiriert, als er die Musik für das berühmte Tangolied „Caminito“ schrieb. Der Text handelt aber von einer anderen Caminito. Wundervolle Musik!
Tango argentino in seinen Ursprüngen ist eigentlich eine Art spannungsgeladenen Gehens. Ein angedeuteter Ausdruck der starken Energie der Tänzer. So wie Pausen in der Musik eines der wichtigsten Elemente sein können, zeigt sich beim Tango das wahre Rhythmusgefühl in der Andeutung dessen, was möglich wäre. Er ist ernst, melancholisch. Der Komponist Enrique Santos Discépolo nannte ihn „un pensamiento triste que se puede bailar“ einen traurigen Gedanken, den man tanzen kann. Vielleicht ist es aber eher der Ausdruck eines Gefühls, denn ein Gedanke.
Wer in die Welt des argentinischen Tangos eintauchen möchte, dem sei auch der Roman des spanischen Schriftstellers und Journalisten Arturo Pérez-Reverte „Dreimal im Leben“ empfohlen. Im spanischen Original heißt es „El tango de la Guardia Vieja“. Der Autor nimmt den Leser in seinem Roman über die Liebe und das Leben mit auf eine Zeitreise zu den Ursprüngen des Tangos
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