Bereits lange bevor ich diese Reise antrat, haben Freunde und Bekannte schon eine Resümee gezogen:
Südendland – das wird toll !
Nun, ich war skeptisch. Ich liebe Berge und Meer, Einsamkeit und Wildnis, ich mag lieber warmen Apfelkuchen auf die Hand als Shortbread. Aber Reisen weitet ja bekanntlich den Horizont und ich hatte ein Ziel: Exmoor. Dort wollte ich unbedingt die wilden Ponys fotografieren. Ein gewagtes Unternehmen, schließlich sind diese Pferde tatsächlich Wildpferde und weichen dem Menschen aus. Doch dazu später mehr.
Die Stationen der Autoreise:
- Fähre über Dünkirchen (Dunkerque) nach Dover
- Dover nach Boscombe (Bournmouth – Dorset)
- Boscombe nach Falmouth
- Lands End
- St. Agnes
- Bodmin
- Lynthon
- Rückfahrt
Etwa 10 Tage waren Zeit, der Tank voll und die Batterien der Kamera geladen. Gebucht war nichts. Geht das? Ja, überhaupt kein Problem.
Teil 1 – von Dünkirchen nach Dover
734 km sind es von Erfurt nach Dunkerque (oder auch Dünkirchen), was in den Nachtstunden in 8 Stunden machbar ist. Wer Diesel fährt, sollte in Deutschland volltanken (Stand 2017). Unbedingt einige Tage vorher sollte die Fähre gebucht werden. 24 Stunden vor Abfahrt verdoppeln sich die Preise teilweise. Gute Preise hat man in den frühen Morgenstunden (44 Euro). Für die Überfahrt ist eine warme Jacke empfehlenswert, die auch als Kissen herhalten kann. Auf den Fähren gibt es Verpflegung zu kaufen. Ein paar Scheiben Brot sind aber auch hilfreich.
Dover ist für die Briten nicht einfach nur eine Stadt am Meer. Der Hafen hatte schon immer eine hohe strategische und wirtschaftliche Bedeutung. Die Klippen sind ein Wahrzeichen, ein Stück Heimat, dass Reisende noch lange nach dem Ablegen oder der Ankunft majestätisch grüßt, Es ist auch ein Symbol für den Widerstand gegen Feinde aller Art.
Im zweiten Weltkrieg war Dover Ziel für unzählige Bombardements aus dem von den Deutschen besetzten Frankreich. Riesige Kanonen schossen quer über den Kanal – von beiden Seiten. Vera Lynn besang dazu schnulzig schön die Klippen:
Die Cliffs sind nicht nur aus der Ferne eine Augenweide. Sie laden auch zu Spaziergängen ein.
Nur wenige Touristen bleiben länger in Dover. Meist ist es nur eine Durchgangsstation auf dem Weg in den eigentlichen Urlaub. Doch gerade bei etwas besseren Wetter sollte man die Gelegenheit nutzen sich die Klippen einmal näher anzusehen. Vom Hafen aus sind es mit dem Auto etwa 10 Minuten bis zum Parkplatz. Für die Tour an den Klippen sollte man etwa 3-4 Stunden einplanen.
Große Teile der Cliffs sind Naturschutzgebiet. 8 km Küstenlinie gehören dem National Trust , mit 4,1 Millionen Mitgliedern Europas größte Organisation für Kultur- und Naturschutz.
Auf dem Kalkrasen und in den natürlichen Höhlen der Felsen lebt eine einzigartige Fauna und Flora. Darunter viele seltene Vögel, Schmetterlinge und Wildblumen. Es lohnt sich beim Spazierengehen einmal genauer hinzusehen, sich mal auf den Boden zu begeben.
Der Blick von den Felsen auf das Meer ist niemals gleich. Wolken und Meer in unendlichen Farb- und Formkombinationen.
Genau 32,31 Kilometer ist Frankreich von hier entfernt. Alljährlich versuchen etwa 100 Menschen diese Entfernung schwimmend zurückzulegen. Das „Kanalschwimmen“ wird von der gleichnamigen Organisation durchgeführt. Vor rund 90 Jahren schwamm der Erste über den Kanal. Seither sind ihm über 2200 gefolgt. Zwischen sieben und siebenundzwanzig Stunden dauert die Durchquerung. Nicht zuletzt deshalb, weil Ebbe und Flut dafür sorgen, dass die reale Strecke deutlich länger ist und hier über 800 Schiffe tagtäglich durchfahren.
Der National Trust hat einen Wanderweg angelegt, der in sicherer Entfernung zum Steilhang verläuft.Kaum einer hält sich dran. Selfies am Rand erodierender Kalkfelsen gehören in die Kategorie Darwin-Award, doch leider kommen sie immer wieder vor.
Blick von Dover in Richtung Calais
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